Vermeidung, Verwendung, Speicherung – dies sind die drei wesentlichen Handlungsoptionen für Zementhersteller, um künftig CO2-neutral zu produzieren. Die erste CO2-Rückgewinnungsanlage Deutschlands für Zement ist seit September 2022 im bayerischen Rohrdorf in Betrieb und zeigt: Mit Carbon Capture and Usage (CCU) kann die Zementindustrie ihre regionale Wertschöpfung steigern. Als erstes Zementwerk weltweit erzeugt das Rohrdorfer Werk aus dem zurückgewonnenen CO2 Ameisensäure, die als Rohstoff in der chemischen Industrie genutzt werden kann. Seine Innovationskraft fördert das Unternehmen gezielt: Das Net Zero Emission-Team entwickelt Lösungen, damit Zement bis spätestens 2038 CO2-neutral produziert werden kann.
„Bayern ist aus heimischen Bau- und Rohstoffen gebaut. Damit das so bleibt, brauchen wir Akzeptanz, Technologieoffenheit und weniger Bürokratie.“
Georg Fetzer
Präsident Bayerischer Industrieverband Baustoffe, Steine und Erden e.V. (BIV)
Wir müssen den Zugang zu Rohstoffen sichern, um eine regionale Versorgung und damit die Unabhängigkeit Bayerns von Importen aus dem Ausland zu gewährleisten. Schon aus Gründen der Ressourceneffizienz sprechen wir uns für eine stetige Erhöhung des Recyclinganteils im Rohstoffmix aus. Hier müssen wir jedoch realistisch bleiben, denn es gibt praktische Hürden, die nicht beeinflussbar sind, z. B. die Verfügbarkeit vor Ort. Baustoffe sollen künftig vollständig recyclebar sein – das können im Übrigen nur mineralische Baustoffe leisten. Die Klimaneutralität ist sicher die größte Herausforderung. Viele mineralische Baustoffsparten haben Roadmaps dazu vorgelegt. In Pilotprojekten wird bereits bei der Zementproduktion CO2 in Anlagen abgeschieden, das dann später z. B. in der chemischen Industrie Abnehmer finden könnte.
Um diese Ziele zu erreichen, fordern wir von der Politik Technologieoffenheit und weniger Bürokratie. Innovation, Flexibilität und schnelles Handeln für mehr Nachhaltigkeit dürfen nicht im Genehmigungsstau und einer Verbotshaltung in den Behörden versinken. Wir sollten uns bewusst machen, was wir tatsächlich brauchen und verbrauchen. Ohne Infrastruktur kein Fortschritt in der Mobilität, das Wohnen würde uns vor unerreichbare Herausforderungen stellen. Deshalb erwarten wir bei aller Kritik mehr Akzeptanz, damit wir die Weichen in eine ökologisch und ökonomisch sinnvolle Zukunft stellen können.
Nachhaltig kann nur eine Versorgung über kurze Transportwege sein. Im Schnitt werden mineralische Rohstoffe in einem Umkreis von 35 km verarbeitet. Gruben und Steinbrüche sind schon während der Gewinnungsphase Hotspots der Artenvielfalt. Das hat auch der Naturschutz erkannt. Schon seit Jahren gibt es deshalb ein einzigartiges Artenschutzprojekt der Rohstoffindustrie mit dem Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern.